(v.l.) HWK-Vizepräsident Bernd Münzenhofer, Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW, Präsident Andreas Ehlert und Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Fuhrmann
HWK Düsseldorf / Wilfried Meyer
(v.l.) HWK-Vizepräsident Bernd Münzenhofer, Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW, Präsident Andreas Ehlert und Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Fuhrmann

22.11.2024Herbstempfang der Handwerkskammer mit Ministerin Josefine Paul

Ehlert: „Jeder, der anpacken will, ist im Handwerk willkommen!“

Integrationsministerin würdigt Beitrag des Handwerks 

NRW-Familien- und Integrationsministerin Josefine Paul hat das Handwerk als „Motor der Wirtschaft und der Integration“ in NRW gewürdigt, dessen viele Betriebe „die Potenziale der Menschen heben helfen, die bereits bei uns leben.“ Der Wirtschaftssektor bilde „die Vielfalt unserer Gesellschaft“ ab und sei „wichtiger Partner der Landesregierung“ in der Frage der benötigten gezielten Zuwanderung gegen den „überall spür- und messbaren Arbeits- und Fachkräftemangel“, so das Kabinettsmitglied am Donnerstagabend auf dem Herbstempfang der Handwerkskammer Düsseldorf. „Deshalb stärken wir die Strukturen für einen schnelleren und unbürokratischeren Arbeitsmarktzugang für Geflüchtete und ausländische Fachkräfte“, beschrieb Paul als Kursziel ihres Hauses.

Sie stellte besonders das Engagement des Handwerks bei der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten heraus: Die Zahl der Menschen aus den wichtigsten Asylzugangsländern, die eine Ausbildung im Handwerk absolvieren, sei zuletzt um „mehr als das Fünffache“ gestiegen. „Das Handwerk ist eine absolute Zukunftsbranche!“, so die Ministerin, in deren Ressort auch die Zuständigkeit für Kinder, Jugend und Gleichstellung fällt, vor 250 geladenen Gästen im Konferenztrakt der Handwerkskammer.

Möglichkeiten und Grenzen der Integration von Geflüchteten und Migranten im Fokus

In seiner Begrüßungsansprache hatte von Gastgeberseite HWK-Präsident Andreas Ehlert zuvor das neue Sicherheitspaket der Landesregierung in der „angespannten Lage nach dem furchtbaren Messerangriff von Solingen“ als „ausgewogen“ und „notwendigen Beitrag zur Versachlichung in der Migrationsdebatte“ bezeichnet. „Für uns ist die berufliche Integration von Migranten schon immer Teil der Lösung gewesen“, so Ehlert. „Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Mensch vor längerer Zeit zugewandert ist, ob er als Geflüchteter zu uns kommt oder ob er als Fachkraft einwandern möchte. Jeder, der anpacken will, ist im Handwerk willkommen!“

Derzeit erlernten im Handwerk kammerweit mehr als 3.000 Auszubildende mit einem ausländischen Pass einen Handwerksberuf; auf Platz 1 der Herkunftsländer liege heute Syrien. „Schon das zeigt, welche großen Anstrengungen die Betriebe in den vergangenen Jahren unternommen haben, um jungen Menschen eine Perspektive in Deutschland zu bieten“, machte der HWK-Präsident den Beitrag des Handwerks konkret. Solche erfolgreiche Integration in das Bildungssystem und in den Arbeitsmarkt sei jedoch „kein Selbstläufer“. Um Migration besser auf Qualifizierung und Arbeitsmarkt auszurichten, müssten Sprachkurse „in ausreichender Zahl und hoher Qualität“ angeboten, das Matching von ausbildungsinteressierten Migranten und Betrieben intensiviert und verstetigt, das Angebot Assistierter Ausbildung für Migranten mit erhöhtem Förderbedarf ausgeweitet, die Anerkennung beruflich im Ausland Vorqualifizierter beschleunigt, das Zuwanderungsrecht klug gestrafft und nicht Bleibeberechtigte zurückgeschickt werden. Auch die Vermittlung kultureller Werte in der Ausbildung sei verstärkt erforderlich: „Demokratiebildung tut not!“, so Ehlert.

Um junge Menschen mit Ausbildungshemmnissen auf den Weg zu bringen, verfolge auch das Handwerk konzeptionell andere Ansätze, denke etwa über niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten nach. Ehlert: „Wir stellen uns der Debatte um Teilqualifizierung und stufenweise Qualifizierung.“ Allerdings „immer mit dem Ziel, dass am Ende des Qualifizierungsprozesses eine vollwertige Ausbildung steht. Sie allein ist der Schlüssel zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe.“

Goldene Ehrung für Gérard Bobier

Das Thema und die gehörten Argumente, aber auch die Brisanz der aktuellen politischen Lage hielten die Gästeschar auch beim anschließenden Abendessen in prominent besetzten Tischrunden intensiv im Gespräch, so unter anderen die Bundestagsabgeordneten Thomas Jarzombek, Zanda Martens, Klaus Wiener und weitere zwölf Landtagsabgeordnete, Regierungspräsident Thomas Schürmann, Georg-Schulhoff-Preisträger Heinz-Richard Heinemann, Arbeitsagenturchefin Birgitta Kubsch-von Harten, NRW-Bundesbankpräsident Christian Otto, Verwaltungsgerichts-Präsident Prof. Andreas Heusch und den Präsidenten der Partnerkammer im französischen Tours, Gérard Bobier. Bobier wurde im Verlauf des Abends im Übrigen eine gesonderte Ehrung zuteil: Präsident Ehlert zeichnete seinen Amtskollegen aus dem französischen Centre als „entscheidenden Treiber und Impulsgeber“ der Kammerpartnerschaft mit dem Goldenen Ehrenzeichen der HWK aus.

 

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