(v. l.): Kreishandwerksmeister Frank Mund, Constanze Boss und Präsident Andreas Ehlert
Wilfried Meyer
(v. l.): Kreishandwerksmeister Frank Mund, Constanze Boss und Präsident Andreas Ehlert

28. Mai 2024Constanze Boss ist Lehrling des Monats Mai 2024

Constanze Boss zog der Theorie an der Uni das (Er)Schaffen mit Holz vor - Ausbilder Peter Röders: „Ich hoffe jetzt schon, dass wir sie später übernehmen dürfen“

„Eigentlich ein Medienkommunikations-Studium“ hatte der Abiturientin vorgeschwebt. Doch dann ist für Constanze Boss erst mal alles ganz anders gekommen, und das aus heutiger Sicht „mindestens so wunschgemäß“, wie die 19-Jährige freudestrahlend bekennt. Denn die Auszubildende im 1. Lehrjahr zur Zimmerin ist für den Werkstoff Holz, dessen physikalische Eigenschaften sie sich derzeit eingehend erschließt, voll entbrannt. Und nicht nur das: Sie hat ihre Anstelligkeit, Teamfähigkeit und ein tief schürfendes fachliches Interesse am Material und dessen konstruktiven Möglichkeiten bereits in der kurzen Zeitspanne von einem dreiviertel Ausbildungsjahr nachdrücklich unter Beweis stellen können - so sehr, dass ihr Ausbilder und Arbeitgeber in Mönchengladbach, Peter Röders (Zimmerei „Meister Röders“) betont: „Ich hoffe jetzt schon, dass wir sie einmal fest hierbehalten können!“

Dabei hatte das Nachwuchstalent als Kind noch Höhenangst. „Was mich vom Klettern aber nicht abgehalten hat“, schmunzelt Constanze. „Denn da war auch immer dieser Wille, mir einen Überblick zu verschaffen.“ Dieser Drang hat letztlich die Oberhand behalten. Heute heißt es eher: Lust an der Höhe: „Dieses Herzklopfen im Dachstuhl ist Voraussetzung für Vorsicht und Trittsicherheit – aber es hat auch seinen eigenen Reiz!“ Wie auch die einzelnen Arbeitsschritte dort oben: das Vormontieren der Wände (was noch im Betrieb erfolgt – eine Spezialität der Firma), das Schwellenlegen vor Ort, das anschließende Verschrauben und Unterfüttern mit Mörtel bis zum kraftschlüssigen Anschluss, Arbeiten, an denen Constanze erst jüngst bei der Errichtung eines Einfamilienhauses in Holzständerbauweise mitgewirkt hat. Selbst wenn es nur darum geht, über Ziegel und Latten zu balancieren: „Ich stelle mir immer vor, wie das Werk am Ende aussieht!“ - Vor allem die Tragfestigkeit von Böden und Balken, deren grenzenlose Formbarkeit beeindrucken die geschickte Berufsanfängerin: „Das steht, das hält, auch mich, und das sogar, ohne eine einzige Schraube zu verwenden!“

Da klingt Freude an Baukunst, am technischen Detail wie am Gesamtentwurf, durch, die vielleicht dann doch von einem wirksamen Impuls von zu Hause her gespeist ist: „Opa war Architekt!“ – und hatte auch eine Werkstatt. Constanzes technisches Interesse hat sich seinerseits längst auch ihrem Umfeld vermittelt: Ein Freund, der das Zimmerer- und Dachdeckerunternehmen kennt, hatte ihr den Tipp gegeben, hier einmal probezuarbeiten. Bereits ihr Sozialkundelehrer hatte ihr – selten genug an einem Gymnasium – zur Qualifizierungs-Alternative einer Fachausbildung geraten. Und für Peter Röders stand nach den Eindrücken vom Praktikum schnell fest: „Ihre zielbewusste Herangehensweise, ihre positive Ausstrah-lung haben mich sofort für sie eingenommen, sodass ich im letzten Jahr ausnahmsweise sogar zwei Lehrlinge neu eingestellt habe!“ – Ein Eindruck, der sich bislang nur bestätigt hat. „Wenn ich frage, Wer macht das?, dann ist sie schon oben!“ Und wenn etwas noch zu schwierig ist? „Dann frag ich!“ ergänzt Constanze trocken. - Und die weiteren beruflichen Perspektiven? Auch da dringt der gestalterische Impuls durch: „Vielleicht noch den Technischen Zeichner drauf!“ Und auch ein Bauingenieurs-Studium ist als weiterer Schritt am Horizont nicht ausgeschlossen. Erst einmal aber gilt: „Es ist unfassbar schön, mit Holz zu arbeiten. Und ich fühle mich hier sehr frei!“ Die Sorgfalt eines Ausbildungsunternehmers, der keine Nachwuchssorgen hat, weil er ermutigt und modern kommuniziert, auch seine jungen Team-mitglieder wie Constanze per Instagram visuelle Einblicke von ihrer Arbeit geben lässt, sie scheint der andere wesentliche Werkstoff zu sein, der eine erfolg- und an positiven Erfahrungen reiche Berufsausbildung bewirkt.

Von dem Team spirit, den Ausbilder, Belegschaft und Auszubildende im Innungsunternehmen Meister Röders leben, zeigten sich auch die Lehrlingswarte der Mönchengladbacher Innungen so beeindruckt, dass die Kreishandwerkerschaft der Vitusstadt und die Handwerkskammer Düsseldorf Constanze Boss einhellig zum „Lehrling des Monats“ Mai 2024 kürten. Am Dienstag fand im Ausbildungsbetrieb vor Journalisten und in Anwesenheit des Landtagsabgeordneten Jochen Klenner und Repräsentanz der Kommune die Auszeichnung statt. HWK-Präsident Andreas Ehlert und Kreishandwerksmeister Frank Mund betonten unisono: „Constanze Boss ist eine absolute Mutmacherin für junge Frauen, selbst etwas zur baulichen Neugestaltung der Welt beizutragen: als Könnerin im Umgang mit dem nachhaltigen Werkstoff Holz.“

 

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