30. Juni 2023Nicola Keuler ist Lehrling des Monats Juni
Handwerkskammer Düsseldorf und Kreishandwerkerschaft Kleve zeichneten in Kevelaer leistungsstarke angehende Dachdeckerin aus
Nicola Keuler, im letzten Lehrjahr zur Dachdeckerin, Auszubildende des Monats Juni im Kammerbezirk Düsseldorf und im Kreis Klever Handwerk ist eine „Spätberufene“. Die 29- Jährige Kevelaererin, die soeben nach auf zwei Jahre verkürzter Lehre ihre praktische und theoretische Abschlussprüfung mit einer „Eins“ bestanden hat und in zwei Monaten auf einer Innungsfeier in den Gesellinnenstand erhoben werden wird, ficht das „fortgeschrittene“ Alter bei Erlangen ihrer Berufsreife als Fachkraft im diesem Bau- und Energiewende-Handwerk überhaupt nicht an: „Für mich war der Weg so richtig. Weil ich weiß, was es da draußen ansonsten noch für Alternativen gibt!“ Die Junghandwerkerin mit Abitur hat nach work & travel in Australien und Neuseeland zunächst einen Bachelor of Science erworben, in Osteopathie, mit heilpraktischer Zusatzprüfung, orientierte sich nach einem Jahr nicht hinreichend zufriedenstellender Berufspraxis jedoch neu und prüfte über ein Krankenhauspraktikum die Option eines Medizinstudiums. Während dieser Zeit entfachte sich bei Einsätzen im väterlichen Betrieb Nicolas Begeisterung für die Arbeit mit Werkzeug in luftiger Höhe neu. Nach drei Tagen „offizieller“ Probearbeit stand für sie fest: Hier kann ich mich austoben!
Osteopathin wird Dachdeckerin
Von Kindheitstagen an ohne Höhenangst unterwegs, weil an der Hand von Vater Klaus mit auf den Gerüsten (und später über den Alpenhauptkamm geklettert), als Jugendliche bereits durch manuelles Geschick in und außerhalb der Werkstatt aufgefallen – bis heute hält der von ihr montierte gläserne Wetterschutz über dem Nebeneingang des Elternhauses - , bestand sie auch den kleinen, unausgeprochenen Vertrauenstest ihres Vaters spielend - diese Nagelprobe nämlich: „Ich hab da einen neuen Folienschweißautomat. Taugt der was?“ Sie testete flugs, er taugte, und Nicola sowieso. „Sie hat den Überblick, eine planvolle Herangehensweise. Fixe Auffassungsgabe. Und das Feingefühl!“, schwärmt der Papa und Ausbilder. „Mut, Selbstzutrauen und Eigenständigkeit, nicht zu vergessen.“ Bereits der Umzugswagen seiner Tochter startete einst an den Hochschulort im Hessischen mit einem komplett für alle handwerklichen Lebenslagen bestückten Werkzeugkoffer als zentralem Transportgut, erinnert Klaus Keuler an ein berufliches Glück, „das eigentlich immer mit im Gepäck war.“
Am Freitag überreichten HWK-Präsident Andreas Ehlert und Kreishandwerksmeister Ralf Matenaer im Beisein von stv. Bürgermeisterin Dr. Jutta Bückendorf der hochbefähigten Junghandwerkerin im Ausbildungsunternehmen Keuler eine Auszeichnungskunde nebst einer Uhr im Styling der bundesweiten Imagekampagne des Wirtschaftssektors. „Nicola Keuler kommt am Steildach und bei der Schieferdeckung einer Gaube genauso souverän klar wie im Umgang mit Kunden, die auch nach angebrachtem Schlussziegel noch eine 'letzte kleine' Änderung wünschen“, würdigte Ehlert die fachliche und menschliche Reife der leistungsstarken Junghandwerkerin in seiner Laudatio.
Auszeichnungswürdig planvolle Herangehensgehensweise und Handlungsschnelligkeit
„Und auch unter den Lehrlingswarten unserer Fachinnungen war die Entscheidung für Nicola als aktuell bester Nachwuchskraft nach kurzer Beratung direkt einhellig“, ergänzte Kreishandwerksmeister Matenaer das Votum der Ausbildungsbeauftragten der Kreishandwerkerschaft. Nicola sei mit ihrem „Wissensdurst und Verbesserungswillen auch in der überbetrieblichen Ausbildung und in der Berufsschule durch die Bank nur positiv aufgefallen“.
Wie sehr sie sich für ihr Handwerk interessiert, macht Nicola Keuler auch öffentlich: im Rahmen ihrer regen Teilnahme an Veranstaltungen mit den @dachdeckermaedelz. Vater Klaus weiß allerdings auch ohne tägliches follow-up auf social media Bescheid: „Nicola bringt ihre Baustellen immer zu Ende!“ Dass sie eine solche demnächst auch selbstständig anleiten darf, darauf arbeitet Nicola aktiv hin: „Noch ein paar Jahre Mitarbeiten, dann auf die Meisterschule!“ lautet ihr Karriere-Plan, der sie anschließend noch umso höher hinausführen darf: „Am liebsten bei Sanierungsarbeiten am Kölner Dom helfen!“, formuliert die Auszubildende des Monats einen beruflichen Wunschtraum, der der begeisterten Karnevalistin auch eine Fortexistenz an ihrer Wahlheimat verschaffen würde. Aber auch eine spätere unternehmerische Selbstständigkeit schließt Nicola Keuler nicht aus. Nicola Keulers verspätet gestarteter beruflicher Höhenflug verspricht beste Rundumsicht allerdings noch aus einem ganz anderen Grund: „Ich will irgendwann fliegen lernen, und den Pilotenschein machen!“