12. Mai 2023Meisterfeier am Sonntag erstmals im PSD-Bank-Dome
938 Absolventen haben wichtigste Aufstiegsfortbildung im beruflichen Bildungswesen geschafft.
Vor der 74. Auflage der größten Saalveranstaltung des Deutschen Handwerks am kommenden Sonntag (erstmals) im PSD-Dome – der Zentralen Meisterfeier in Düsseldorf - steht fest: Das Interesse der nachrückenden Fachkräfte-Generation des Wirtschaftssektors an der Aufstiegs-Qualifizierung für Leitungsaufgaben und zur selbstständigen Unternehmensführung hat durch Corona keinen Abbruch erlitten.
Zahlen wieder auf Vor-Corona-Niveau
„Mit im Vorjahr 938 erfolgreichen Jungmeisterinnen und Jungmeistern ist das aus dem vergangenen Jahrzehnt bekannte Durchschnitts-Level von plus / minus eintausend Absolventen praktisch wieder erreicht“, konnte der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, Andreas Ehlert, am Freitag im Rahmen eines Pressegesprächs im Vorfeld des Festaktes eine Erfolgsmeldung platzieren. Im Jahr eins der Pandemie hatten noch weniger als 800 Meisteraspiranten an Rhein, Ruhr und Wupper den wichtigsten Fortbildungsabschluss der gewerblichen Wirtschaft erreicht.
Zur Meisterfeier am 14. Mai erwartet die gastgebende Kammer 2.500 geladene Gäste auf den Rängen, die Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie und stv. Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, Mona Neubaur als Festrednerin auf der Bühne - und zum „open end“ hin ein prall gefülltes Infield mit Foodtrucks, Partyzone und tanzbaren DJ-Sounds. „Das einhellig begeisterte Feedback auf das Meisterfest in der Düsseldorfer Arena im letzten Jahr hat uns gezeigt, wie wichtig öffentliche Wertschätzung im Großformat und gemeinsames ausgelassenes Feiern für unsere nachrückenden Leistungsträger und deren enorme Qualifizierungs-Anstrengung in einer Zeit voller Beschränkungen und Unsicherheit sind. Es geht um die Botschaften: Handwerk ist Qualifikation. Die Meisterschule ist der wesentliche Garant dafür. Ihre Absolventen schaffen und sichern Zehntausende Arbeitsplätze. Und um einen denkwürdigen Moment für einen Meisterjahrgang, der sein Prüfungsziel unter erschwerten Lernbedingungen erreicht hat. Deshalb die ganz große Bühne", begründete Ehlert die erneut ungewöhnliche Ortswahl und Entscheidung für ein Mega-Event.
Darüber hinaus zeichne sich gerade dieser Meisterjahrgang durch eine „erhöhte Wagnisbereitschaft“ aus, so Ehlert. Denn gleich zwei Drittel der Meisterqualifizierten (67%) haben vor, sich über kurz oder lang selbstständig zu machen oder haben den Schritt in die unternehmerische Unabhängigkeit bereits vollzogen, wie die Kammer in einer Umfrage unter allen aktuellen Meisterabsolventen ermittelte. Es ist der höchste von der HWK je bei einer Jungmeisterumfrage festgestellte Wert. „Dabei haben rund 20 Prozent und damit fast doppelt so viele Gründungswillige wie vor Corona mit einer Ausnahmegenehmigung bereits vor Prüfungsabschluss gegründet oder eine Firma übernommen. Sie hatten ihre Fortbildung wegen der Pandemie zunächst aufgeschoben oder sie währenddessen unterbrochen,“ erläuterte Ehlert zum Hintergrund. Noch mehr Jungmeisterinnen und Jungmeister, nämlich 89 Prozent der Befragten, sehen sich künftig selbst in der Rolle als Ausbilder, um ihren frisch erworbenen Höchststand an Wissen und Können zeitnah an die nächste Generation weitergeben zu können.
Gründungsbereitschaft überdurchschnittlich hoch
Der starke Drang in die berufliche Unabhängigkeit ist keineswegs selbstverständlich: „Zuletzt haben sich die Rahmenbedingungen für Gründungswillige aufgrund gestiegener Zinsen, Energiekosten, Bürokratielasten und des extrem ausgedünnten Potenzials an Fach- und Arbeitskräfte verschlechtert,“ berichtete Ehlert. Zudem habe ein Großteil der Meisteraspiranten unter anhaltenden Implementierungsproblemen beim (zuvor aufgestockten) Landesprogramm Meistergründungsprämie zu leiden gehabt, stand zudem die neue Meisterprämie des Landes NRW, die die Kosten für die Aufstiegsfortbildung zum Meister weitgehend abdecken wird, noch nicht zur Verfügung; sie kommt im Sommer dieses Jahres. „Existenzgründungen werden jedoch stets von langer Hand geplant und vorbereitet.“ Es müsse „schon Einiges“ zusammenkommen, um Gründungswillige aufzuhalten. „Selbst das unsichere Umfeld und drei Jahre Pandemie haben diese neue Meistergeneration nicht abhalten können, den Traum zu verfolgen, die eigene Topleistung in beruflicher Unabhängigkeit zu verwirklichen,“ zeigte sich Ehlert von der Ambition, Unerschrockenheit und Widerstandsfähigkeit des aktuellen Führungsnachwuchses im nordrheinischen Handwerk beeindruckt. Ein Übriges bewirkten gute Marktchancen in zahlreichen Branchen, die an den großen Transformationsaufgaben der Energie- und Mobilitätswende, Infrastruktursanierung und Digitalisierung beteiligt sind.
In insgesamt 31 Handwerksberufen haben Handwerkerinnen und Handwerker Meisterprüfungen abgelegt. Kfz-Technikerinnen und -Techniker stellen als größter Meisterberuf alleine 166 Absolventen. In den „Top 5“ folgen das Friseurhandwerk mit 117, die Installateure und Heizungsbauer mit 90, das Tischlerhandwerk mit 89, die Elektro- und Informationstechnik mit 70 und das Maler- und Lackierer-handwerk mit 68 bestandenen Prüfungen. Nur jeder fünfte erfolgreiche Absolvent ist weiblichen Geschlechts (19,1%; gegenüber 22,9% im Jahr 2021). „Dieser Rückgang schmerzt besonders, hat die HWK Handwerkerinnen doch seit Jahren mit gezielten Kampagnen, Workshops und Netzwerkangeboten für Führungsfortbildung geworben,“ kommentierte Ehlert dieses Teilergebnis aus der Meisterprüfungsstatistik. „Vor allem muss sich für Gründerinnen endlich die Vereinbarkeit von Familie und beruflicher Selbstständigkeit verbessern – von abdeckender Kita-Betreuung bis hin zum Mutterschutz auch für Selbstständige,“ so Ehlert. Gemeinsam mit dem Westdeutschen Handwerkskammertag werde die Kammer der Politik dazu eine Agenda vorlegen. „Meister-BAföG einschließlich der Unterhaltsförderung sollte künftig in jedem Fall pünktlich fließen – notfalls durch Abschlagszahlungen wie bei den Leistungen der Agentur für Arbeit,“ griff HWK-Hauptgeschäftsführer Axel Fuhrmann einen Punkt heraus, den die HWK konkret vorantreiben will. Die Auszahlung der Fortbildungsförderung hatte sich zuletzt häufig verzögert. „Dies würde schon einmal einen wichtigen Hinderungsgrund für junge Mütter minimieren,“ so Fuhrmann.
Dagegen steigt der Anteil der Titelträger mit ausländischem Pass seit Jahren langsam, aber kontinuierlich an: 8,3 Prozent der Jungmeister des Jahres 2022 haben eine andere Nationalität als die deutsche; vor fünf Jahren waren es erst 6 Prozent. Mehr als ein Dutzend Absolventen stammen alleine aus Kriegs- und Bürgerkriegsstaaten des Nahen und Mittleren Ostens sowie aus der Ukraine. Die Liste exotischerer Herkunftsländer reicht bis Vietnam.
In regionaler Betrachtung springt einmal mehr eine besondere Häufung an Meisterabsolventen aus dem Großraum Düsseldorf ins Auge: 69 sind im Kreis Mettmann zuhause, 66 in der Landeshauptstadt selbst, 60 im Kreis Viersen und 57 im Rhein-Kreis Neuss. Stark vertreten auch die Region Ruhr-West mit 64 Absolventen im Kreis Wesel, und Duisburg zählt mit 54 Jungmeisterinnen und Jungmeistern gar den stärksten Zuwachs (Vorjahr: 44).
“Unser Land darf sich auf einen neuen Meisterjahrgang freuen, der gründen, führen und Menschen ausbilden will. Selten gab es eine Generation, die so großen Willen hatte, sich auf Basis der erreichten Top-Qualifikation im Handwerk zu beweisen. Eine bessere Nachricht kann es nicht geben! Zumal die bis zu 10.000 Betriebe, die in den kommenden fünf Jahren qualifizierte Nachfolger suchen, eine glänzende Voraussetzung und Perspektive für den Schritt in die unternehmerische Selbstständigkeit bieten“, fasste Handwerkspräsident Ehlert das Charakteristikum des neuen Meisterjahrgangs zusammen.
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