12. Mai 2023HWK engagiert sich für bestmögliche Rahmenbedingungen für Gründerinnen und Gründer
Bessere Vereinbarkeit von Familie und Selbständigkeit angemahnt
Ihre alljährliche zentrale Meisterfeier ist für die Handwerkskammer (HWK) Düsseldorf ein Anlass, um öffentlich auf aktuelle Rahmenbedingungen für qualifizierte Existenzgründerinnen und -Gründer aus dem Handwerk hinzuweisen. „Mehr als die Hälfte der Meisterabsolventen plant, sein Können früher oder später auf eigene Rechnung und Risiko am Markt zu beweisen. Die Start-ups von Meisterhand schaffen anschließend über Zeit im Schnitt vier bis fünf Arbeitsplätze; viele bilden oft Dutzende andere junge Menschen aus. Der Schritt zur qualifizierten Betriebsgründung und -übernahme ist das wichtigste Glied in der fürs Handwerk typischen Qualifizierungskette vom Auszubildenden über den Gesellen zum Meister und Unternehmer. Darüber hinaus ist die traditionell sehr hohe, von gezielter Qualifikation getragene Bereitschaft der Jungmeisterinnen und Jungmeister zu unternehmerischer Selbstständigkeit ein bedeutender und vor allem beständiger Jungbrunnen und Innovationstreiber für die deutsche Volkswirtschaft. Das Funktionieren des Übergangs vom guten Praktiker zum guten Unternehmer und Arbeitgeber sicherzustellen, ist deshalb eine existenzielle Frage für unser Aller wirtschaftliche Zukunft,“ stellte HWK-Präsident Andreas Ehlert am Freitag bei einer Pressekonferenz der Kammer zur Begründung auf die volkswirtschaftliche Bedeutung des „Meister-Faktors“ ab.
Die Kammer appelliert deshalb an die Politik, sich verstärkt wieder auf die grundlegende Bedeutung verlässlicher Rahmenbedingungen zurückzubesinnen. Gerade Existenzgründer seien „in erhöhtem Maß“ darauf angewiesen, nach haltbaren Parametern planen und die Rentabilitätserwartungen der „immer zögerlicher kreditgebenden Banken“ befriedigen zu können.
Akuten politischen Handlungsbedarf sieht die HWK nach zuletzt sinkenden Frauenanteilen in der Meisterfortbildung und bei den Existenzgründungen speziell auf dem Gebiet der Gleichstellung. Die Perspektive „Unternehmerin sein“ sei sozial zu wenig attraktiv. „Es mangelt es an Vereinbarkeit von Familie und beruflicher Selbstständigkeit,“ so Ehlert.
Konkret warnt das Handwerk die Bundesregierung außerdem davor, einseitig die Industrie mit staatlich subventioniertem Strom von den massiv gestiegenen Energiekosten entlasten zu wollen. „Energieintensiv produzieren nicht nur Konzerne, sondern auch KMU“, so Ehlert.
In der Bildungspolitik mahnt Ehlert „mehr Tempo“ an, um den „dramatischen Fachkräfte- und Nachwuchs-Mangel in fast allen Ausbildungsberufen endlich wirksamer zu bekämpfen. „Die von Bund und Land angekündigten Berufsbildungs- und Fachkräfte-Offensiven müssen heute kommen und schon morgen greifen,“ so der Handwerkspräsident.
Nicht nur mit Blick auf die langfristige Entwicklung der Gründungsneigung bereitet dem Handwerk außerdem die „wuchernde“ Beanspruchung der Betriebe durch Abgaben und administrative Lasten Sorgen. So hätten die Sozialabgaben aktuell die einst rote Linie von 40 Prozent überschritten. Ehlert: „Ein Faktor, der letztlich Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen hart trifft.“ Auch auf die Steuerlast für die Unternehmen blickt die Handwerksorganisation kritisch; so auf die in NRW besonders hohe Grunderwerbsteuer. Bei der Gewerbesteuer lägen ebenfalls „bereits neun von zehn Kommunen mit den höchsten Hebesätzen“ im Bundesland; bei der Grundsteuer drohten vielerorts Erhöhungen. An die Kommunen appelliert die Handwerkskammer außerdem, den Gewerbeflächenbedarf der Gründer und Unternehmen „gleichrangig zum Wohnflächenbedarf“ zu sichern und im Blick zu behalten, dass im Sinne einer „Stadt der kurzen Wege“ das Handwerk seine Kunden auch in Zukunft mit dem Fahrzeug, der „mobilen Werkstatt“, erreichen müsse.
Verbessert habe sich in NRW hingegen die Förderung des gesamten Wegs zu einer qualifizierten Handwerksgründung. Sowohl die Förderung der Fortbildung zum „Meisterunternehmer“ - das Meister-BAföG - als auch die staatliche Unterstützung einer Existenzgründung mit Meisterabschluss - die „Meistergründungsprämie“ - hätten zuletzt maßgebliche Aufstockungen erfahren, informiert die Handwerkskammer. Inzwischen fange das Meister-BaFöG die Lehrgangs- und Prüfungsgebühren an der Meisterschule mit bis zu 15.000 € auf, davon 40 Prozent als Zuschuss. Ehlert: „Allerdings müssen die zuletzt überlangen Wartezeiten auf das Geld rasch der Vergangenheit angehören.“ Bereits zuvor hatte das Land die Förderung für die Gründung einer selbstständigen Vollexistenz von zuvor 7.500 Euro auf 10.500 Euro erhöht. Für beides hatte sich die Handwerkskammer Düsseldorf intensiv eingesetzt. Wie auch für eine weitere grundlegende Verbesserung der Meisterförderung, die ab Sommer greifen wird: „Ab August erhalten Meisterabsolventen vom Land eine Meisterprämie in Höhe von 2.500 Euro,“ informierte Handwerkspräsident Ehlert.
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